Nach etwas mehr als 6 Wochen in den Bergen bin ich nun seit
einigen Tagen wieder in Dehradun. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wo ich
anfangen soll zu erzählen, da so viel passiert ist und ich viele neue
Erfahrungen sammeln durfte. Selten habe ich Gastfreundschaft in solchem Ausmaß
erlebt. Die Leute hier sind wie eine weitere Familie für mich geworden, die
Lehrerinnen wie Freundinnen oder gar große Schwestern. Die Leute begegnen mir
mit einer Offenheit und Herzlichkeit, bei der man sich nur wohl fühlen kann.
Trotzdem haben sich mir auch ein paar Herausforderungen gestellt:
Einen Tag im September musste ich feststellen, dass der
ganze Kopf meiner Gastschwester Namu voll mit Läusen war. Da wir ein Zimmer
teilen und nebeneinander schlafen, bin ich da natürlich erstmal etwas in Panik
verfallen. Jedoch wurde mir gesagt, dies sei ganz normal und dass viele Kinder
in den Bergen davon geplagt sind. Problematisch hat sich nur gestaltet, dass
Punita Madam (die Mutter von Namu) nicht vor hatte etwas gegen die Läuse ihrer
Tochter zu tun. Viel mehr sagten sie mir, diese Insekten kommen vom Regen und
werden von alleine verschwinden, wenn es kälter wird :D Ich habe sie dann gebeten einen Nissenkamm zu
kaufen, der glücklicherweise erhältlich war und habe erstmal eine Flasche Essig
auf Namu´s Kopf verteilt. Nachdem sie in 15 Minuten schon mehr als 20 Läuse
raus gekämmt hatte, dachte ich schlimmer kann es ja nicht mehr werden. Aber ich
hatte mich getäuscht. Am nächsten Morgen bekam sie dann auch noch eine
Magen-Darm Grippe (wer mich gut kennt weiß ja wie panisch ich bei kotzenden
Leuten werde). Als ich dann ein paar Tage später auch Läuse auf meinem Kopf
gefunden habe, hatte ich echt meinen Tiefpunkt erreicht. Ich wollte einfach nur
nach Hause und habe mich zwischenzeitlich wirklich gefragt, warum ich das hier
alles tue. Aber nach jedem Tief kann ja nur ein Hoch folgen. Nachdem ich wieder
Läusefrei war, wurde meine Bindung zu der Familie noch stärker. Ich habe
gelernt, mich von solchen Sachen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und wie
sehr die Menschen in den Dörfern für einander sorgen. Als Namu krank war, kamen
alle 10 Lehrer der SASA Academy zu uns nach Hause, um nach ihr zu sehen und der
Familie zu helfen, wo sie können. So einen Zusammenhalt habe ich selten
gesehen.
Generell sind die Leute hier sehr hilfsbereit und liebevoll.
Oft sind es grade die Menschen, die nichts haben die am meisten geben. Viele
Male habe ich Familien besucht, die so gut wie nichts haben und gerade diese
Menschen haben mir einen großen Beutel voll mit Gemüse mitgegeben: Kürbis,
Gurken, Bohnen, Mais, alles was ihre kleine Anbaufläche zu bieten hatte. Mittlerweile
fühle ich mich auch wirklich gebraucht und habe das Gefühl, ich kann das Leben
einiger Menschen verändern. Es ist unvorstellbar, wie einige Familien hier
wohnen. Zwei Zimmer werden mit 11 Leuten
geteilt, Toilette oder Badezimmer gibt es nicht und selbst ein Wasseranschluss
ist nicht selbstverständlich. Für Kinder, die mit ihren Familien unter solchen
Verhältnissen leben, suche ich nun Sponsoren, damit diese eine Chance auf ein
besseres Leben bekommen. Ich denke Bilder sagen mehr als 1000 Worte, daher hier
mal ein paar neue Eindrücke. Nachdem ich diese Häuser besucht hatte, brauchte ich auch erstmal ein bisschen Zeit, um das Gesehene zu verarbeiten. Abschließend muss ich sagen, dass ich wirklich
glücklich bin hier her gekommen zu sein. Ich schätze unser Leben nach 2 Monaten
hier schon so viel mehr und bin so dankbar für alles, was wir haben. Diese
Erlebnisse und Erfahrungen haben meine Sichtweise auf unser Leben auf positive
Weise geprägt und verändert.
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