25 Oktober 2015

Nach etwas mehr als 6 Wochen in den Bergen bin ich nun seit einigen Tagen wieder in Dehradun. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen, da so viel passiert ist und ich viele neue Erfahrungen sammeln durfte. Selten habe ich Gastfreundschaft in solchem Ausmaß erlebt. Die Leute hier sind wie eine weitere Familie für mich geworden, die Lehrerinnen wie Freundinnen oder gar große Schwestern. Die Leute begegnen mir mit einer Offenheit und Herzlichkeit, bei der man sich nur wohl fühlen kann. Trotzdem haben sich mir auch ein paar Herausforderungen gestellt:
Einen Tag im September musste ich feststellen, dass der ganze Kopf meiner Gastschwester Namu voll mit Läusen war. Da wir ein Zimmer teilen und nebeneinander schlafen, bin ich da natürlich erstmal etwas in Panik verfallen. Jedoch wurde mir gesagt, dies sei ganz normal und dass viele Kinder in den Bergen davon geplagt sind. Problematisch hat sich nur gestaltet, dass Punita Madam (die Mutter von Namu) nicht vor hatte etwas gegen die Läuse ihrer Tochter zu tun. Viel mehr sagten sie mir, diese Insekten kommen vom Regen und werden von alleine verschwinden, wenn es kälter wird :D  Ich habe sie dann gebeten einen Nissenkamm zu kaufen, der glücklicherweise erhältlich war und habe erstmal eine Flasche Essig auf Namu´s Kopf verteilt. Nachdem sie in 15 Minuten schon mehr als 20 Läuse raus gekämmt hatte, dachte ich schlimmer kann es ja nicht mehr werden. Aber ich hatte mich getäuscht. Am nächsten Morgen bekam sie dann auch noch eine Magen-Darm Grippe (wer mich gut kennt weiß ja wie panisch ich bei kotzenden Leuten werde). Als ich dann ein paar Tage später auch Läuse auf meinem Kopf gefunden habe, hatte ich echt meinen Tiefpunkt erreicht. Ich wollte einfach nur nach Hause und habe mich zwischenzeitlich wirklich gefragt, warum ich das hier alles tue. Aber nach jedem Tief kann ja nur ein Hoch folgen. Nachdem ich wieder Läusefrei war, wurde meine Bindung zu der Familie noch stärker. Ich habe gelernt, mich von solchen Sachen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und wie sehr die Menschen in den Dörfern für einander sorgen. Als Namu krank war, kamen alle 10 Lehrer der SASA Academy zu uns nach Hause, um nach ihr zu sehen und der Familie zu helfen, wo sie können. So einen Zusammenhalt habe ich selten gesehen.

Generell sind die Leute hier sehr hilfsbereit und liebevoll. Oft sind es grade die Menschen, die nichts haben die am meisten geben. Viele Male habe ich Familien besucht, die so gut wie nichts haben und gerade diese Menschen haben mir einen großen Beutel voll mit Gemüse mitgegeben: Kürbis, Gurken, Bohnen, Mais, alles was ihre kleine Anbaufläche zu bieten hatte. Mittlerweile fühle ich mich auch wirklich gebraucht und habe das Gefühl, ich kann das Leben einiger Menschen verändern. Es ist unvorstellbar, wie einige Familien hier wohnen.  Zwei Zimmer werden mit 11 Leuten geteilt, Toilette oder Badezimmer gibt es nicht und selbst ein Wasseranschluss ist nicht selbstverständlich. Für Kinder, die mit ihren Familien unter solchen Verhältnissen leben, suche ich nun Sponsoren, damit diese eine Chance auf ein besseres Leben bekommen. Ich denke Bilder sagen mehr als 1000 Worte, daher hier mal ein paar neue Eindrücke. Nachdem ich diese Häuser besucht hatte, brauchte ich auch erstmal ein bisschen Zeit, um das Gesehene zu verarbeiten. Abschließend muss ich sagen, dass ich wirklich glücklich bin hier her gekommen zu sein. Ich schätze unser Leben nach 2 Monaten hier schon so viel mehr und bin so dankbar für alles, was wir haben. Diese Erlebnisse und Erfahrungen haben meine Sichtweise auf unser Leben auf positive Weise geprägt und verändert.






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