31 Dezember 2015

Reisezeit :)

13.12.15, 23:50 Uhr,  der Zug startet und auch meine Reise durch Indien beginnt. Für die nächsten 14 Tage heißt es dieses aufregende Land noch einmal neu zu erkunden. Von den Grenzen der Thar-Wüste bis zu den Teeplantagen und Stränden im Süden Keralas wird sich unser Weg erstrecken. Nun sitze ich im Nachtzug nach Delhi und freue mich einfach wahnsinnig morgen früh Julian vom Flughafen abzuholen, der sich mit mir auf die Reise macht.
Zusammen mit sechs weiteren Leuten teile ich ein Abteil mit ziemlich bequemen Betten. Mr. David hat mich bis in den Zug gebracht und sogar ein junges Mädchen angesprochen, ein Auge auf mich zu haben, da außer uns nur junge Männer in der Nähe sind. Ich bin einfach glücklich, dass alle Menschen in meiner Umgebung auf mich aufpassen und mein Leben hier so sicher gestalten.

31.12.15
Nachdem ich Julian erfolgreich vom Flughafen abgeholt hatte, brachen wir direkt nach Agra auf, der Geburtsstätte des Taj Mahals. Dieses Mausoleum ist wirklich beeindruckend, besonders architektonisch, da es komplett symmetrisch aufgebaut ist. Nachdem wir ein paar schöne Fotos gemacht hatten und uns das Ganze noch von innen angeguckt hatten, ging es weiter nach Fateh pur Sikri, wo wir in einem Tempel mit verschieden Ritualen 3 Wünsche frei hatten (Nachdem wir für 10€ ein Stück Stoff gekauft hatten, welches dann an in Armut lebende Menschen gespendet wird).
Leider muss man sagen, dass Agra außerhalb dieser Sehenswürdigkeiten nicht besonders viel zu bieten hat. Viele arme Menschen leben in dieser ziemlich verdreckten Stadt, jedoch gleicht das Taj Mahal all dies aus.





Nach 2 Tagen dort ging es auf nach Jaipur, wo wir zunächst das Amer Schloss besuchten und dann schließlich in einem Elefantencamp einen wundervollen Nachmittag verbrachten. Unsern eigenen Elefanten für diesen Tag durften wir mit Bananen und Zuckerrohr füttern, traditionell bemalen (die Mitarbeiter haben dann auch uns bemalt :D), waschen und auf ihm reiten. Das war wirklich ein einmaliges Erlebnis. Am Abend ging es dann auf nach Chaukhi Dhani, ein Ort in Jaipur, der das Dorfleben Rajasthans zeigt. Traditionelle Tänze, Musik und Essen haben uns den Abend versüßt. Schließlich hatten wir dann noch eine traditionelle indische Rückenmassage.




Die nächste Station war Jodhpur, und Julian und ich sind uns einig, dass diese Stadt von allen Orten im Norden die schönste war. Nachdem wir den majestätischen Palast des Maharajas gesehen hatten, sind wir durch die kleinen Gassen der blauen Stadt (ein Teil Jodhpurs) gegangen. Die Türen aller Leute stehen offen und wir durften sogar in ein Haus rein und uns alles angucken. Das war wirklich toll, da wir einen Eindruck vom täglichen Leben der Leute bekamen. Außerdem hatten wir nur in dieser Stadt die Möglichkeit die lokalen Märkte zu sehen, ohne komplett bedrängt zu werden den ganzen Laden aufzukaufen :D Die meisten Leute haben unglücklicherweise den Eindruck, dass Weiße aus Geld gemacht sind, was uns viele Momente leider auch kaputt gemacht hat.  Am 2. Tag in Jodhpur sind wir dann in das 60km entfernte Osian gefahren,  welches am Fuße der Thar-Wüste liegt. Nach einer Jeep Safari durch die Steppe sind wir dann auf 2 Kamele umgestiegen und eine Stunde durch die Wüste geritten, was wirklich richtig lustig war, da Julians Kamel immer Steine gegessen hat und mein Kamel richtig oft pinkeln musste.






Der nächste Tag war hauptsächlich ein Reisetag. Von Jodhpur brachen wir zurück nach Delhi auf, um von dort aus in den Süden nach Kerala zu fliegen.  Nachdem wir die Nacht im Flughafen durchgemacht hatten und morgens um 10 in Cochin ankamen, wollten wir eigentlich nur schlafen, aber unser Fahrer hatte bereits andere Pläne für uns. So verbrachten wir den Nachmittag an der See und aßen einen leckeren frischen Fisch, Eis (immerhin waren es fast 30 Grad) und haben uns die chinesischen Fischernetze angeguckt.


Generell ist der Süden komplett anders als der Norden, es ist nicht so stark verschmutzt, überall sind Palmen und Blumen oder Gewürzplantagen, die wir uns auch bei einer kleinen Tour angucken konnten. In Munnar konnten wir Natur dann noch einmal auf eine ganz andere Weise erleben: Die Berglandschaft in dieser Region ist voll mit Teeplantagen und alles scheint so friedlich  und rein, es war wunderschön.




Unser Weihnachten im deutschen Sinne haben wir dann in Thekaddy verbracht, das berühmt für seinen wildlife Park ist. Das durften wir im wahrsten Sinne des Wortes erfahren: Wir hatten uns ein paar Snacks geholt, da wir noch eine Stunde Zeit hatten bis unsere Bootstour durch den Nationalpark begann. Als wir grade starten wollten, saß plötzlich ein recht großer Affe neben uns, der offensichtlich auch etwas zu futtern haben wollte. Bis dahin war das Ganze noch ganz lustig. Als Julian die Snacks wegzog, packte der Affe ihm plötzlich an den Arm, knurrte und fletschte seine Zähne. Wir haben uns dann langsam weg bewegt, allerdings ist er uns weiter knurrend gefolgt. Ich musste natürlich mega lachen, hatte allerdings auch etwas Panik und alle Leute guckten nur auf uns. Da hatten uns die Affen am Straßenrand im Norden besser gefallen, die wir liebevoll mit Erdnüssen gefüttert hatten.


Am Heiligabend stand eine kulturelle Theatervorführung auf dem Plan, und das war im wahrsten Sinne das verstörendste, was wir je gesehen haben haha. Ein geschminkter fetter Mann mit Rock, der komische Bewegungen machte…. Für eine Stunde. 


Nachdem unser Hotel für diese Nacht noch das aller lustigste war (alle Hotels waren atemberaubend und super toll, nur dieses nicht), beschlossen wir uns an die Inder anzupassen und Weihnachten erst am 25. richtig zu feiern. Das war ein guter Plan, da wir für diesen Tag eine Nacht auf einem Hausboot in Alleppey hatten und eine Tour durch die backwaters gemacht haben. Es war wunderschön und unsere Bootscrew hat dann schließlich frischen Fisch und einen Hummer, den wir an Land gekauft hatten super lecker für das Abendessen im Kerzenschein vorbereitet. Das war wirklich das highlight und wir haben es wirklich genossen.
Am nächsten Tag hatten wir dann noch 2 Stunden Zeit, bis wir zurück zum Flughafen mussten. Diese Zeit haben wir genutzt, um zum Strand zu fahren, wo wir während eines Spaziergangs noch ein leckeres Eis gegessen haben.



Die letzten zwei Tage haben wir in Delhi verbracht, die wir allerdings eher entspannt gestaltet haben ohne großartiges Sightseeing. Am 28. Ging es dann für Julian ab nach Deutschland und für mich zurück nach Dehradun. Wir hatten eine wundervolle Reise und ich habe die Zeit wirklich richtig genossen.

Danke Julian, dass du hier her gekommen bist! Du bist wirklich wundervoll J

13 November 2015

Nach fast einem Monat in Dehradun geht es für mich morgen zurück nach Akhori. Während meiner Zeit hier, hatte ich verschiedene Aufgaben und wieder einmal viele Gelegenheiten, neue Erfahrungen zu sammeln. Anfangs habe ich versucht, in Deutschland nach Sponsoren für die Kinder, die ich besucht habe zu suchen.  Allerdings hatte ich mir das viel viel leichter vorgestellt.  Ich hatte wirklich gedacht, dass mehr Leute bereit wären zu helfen. Um ein Kind zu sponsorn, benötigt es ca. 22€ pro Monat, wovon Schulgebühren, Schulkleidung, Ranzen, Hefte, Stifte etc. bezahlt werden. Falls das Kind unterernährt ist, wird es mit gesunden Lebensmitteln versorgt. Ich habe jedes der Kinder zu Hause besucht, mit den Eltern gesprochen, die Lebensverhältnisse gesehen, und vorallem gesehen, dass die Organisation den Menschen wirklich hilft und keinen Profit machen will. Wann kann man als wohlhabender Mensch mehr Vertrauen haben, wann bietet sich je eine noch bessere Chance zu helfen, und sicher sein zu können, dass die Hilfe ankommt? Dennoch sind die meisten Menschen nicht bereit ein Leben zu verändern. Wohlhabend sind fast alle Menschen in Deutschland. Sogar die Hartz IV Empfänger genießen einen besseren Lebensstandard als die meisten Menschen hier.  Leider realisiert man diese Tatsache erst, wenn man mit eigenen Augen sieht, wie die Umstände sein können. Die meisten Menschen in Deutschland müssen kaum Einschränkungen eingehen, wenn sie 22€ weniger pro Monat haben. Doch hier, wird damit ein Leben verändert. Bildung ist der Schlüssel zur Weiterentwicklung und der wichtigste Abschnitt auf dem Weg raus aus der Armut. Meine Großeltern und ich sponsern nun eines der Kinder, und ich hoffe wirklich sehr, dass sich bald noch mehr Menschen dazu bereit erklären.

Nun aber zurück zu dem, was in den letzten 4 Wochen noch passiert ist. Zusammen mit dem Büro-Angestellten Prateek, habe ich die Website von der Serve and Share Association fertig gestellt. Auf www.sasaindiadevelopment.org kann man nun alles über die Anfänge, Projekte und die Organisation erfahren. Außerdem haben wir ein Programm gestartet, um Fördermittel für die Kinder der SASA Academy zu erhalten. Zusammen mit Mr. Davids Frau habe ich einen Tag gestartet, an dem ich mit einigen Kindern aus Dehradun zusammen gebacken habe. Ich habe ihnen alles gezeigt und sie hatten selber die Gelegenheit, Kekse und Kuchen zu backen. Dies waren Kinder wohlhabender Familien, die pro Kind dann 20€ für den Tag bezahlt haben. Abzüglich der materialkosten, haben wir dann fast 100€ an das Projekt in den Bergen geben können (Für Indien schon ziemlich viel Geld). Davon wird höchstwahrscheinlich jedes der 300 Kinder der SASA Academy eine warme Mütze zu Weihnachten geschenkt bekommen. Es ist nicht viel, aber immerhin ein Anfang J


Am 11. November hatte ich dann die Gelegenheit, den größten Feiertag Indiens zu erleben: Diwali. Dies ist quasi wie das Weihnachtsfest der Hindus, Süßigkeiten werden verteilt, es werden verschiedene Rituale und Gebete abgehalten und überall werden Lichter angezündet. Abends werden dann riesige Feuerwerke gezündet. Mr. David hat mich mit zu einem seiner Freunde mit nach Hause genommen, wo ich all dies erleben durfte. Es war wirklich faszinierend. Nun geht es morgen wieder los nach Akhori, bis bald also :)



Dies sind die traditionellen Öllampen mit den früher die Dörfer und Häuser geschmückt wurden



Beim Seminar mit den andern deutschen Freiwilligen in Vikasnagar :) Wir hatten gute Gelegenheiten uns auszutauschen um unseren Dienst noch zu verbessern :) 

25 Oktober 2015

Nach etwas mehr als 6 Wochen in den Bergen bin ich nun seit einigen Tagen wieder in Dehradun. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen, da so viel passiert ist und ich viele neue Erfahrungen sammeln durfte. Selten habe ich Gastfreundschaft in solchem Ausmaß erlebt. Die Leute hier sind wie eine weitere Familie für mich geworden, die Lehrerinnen wie Freundinnen oder gar große Schwestern. Die Leute begegnen mir mit einer Offenheit und Herzlichkeit, bei der man sich nur wohl fühlen kann. Trotzdem haben sich mir auch ein paar Herausforderungen gestellt:
Einen Tag im September musste ich feststellen, dass der ganze Kopf meiner Gastschwester Namu voll mit Läusen war. Da wir ein Zimmer teilen und nebeneinander schlafen, bin ich da natürlich erstmal etwas in Panik verfallen. Jedoch wurde mir gesagt, dies sei ganz normal und dass viele Kinder in den Bergen davon geplagt sind. Problematisch hat sich nur gestaltet, dass Punita Madam (die Mutter von Namu) nicht vor hatte etwas gegen die Läuse ihrer Tochter zu tun. Viel mehr sagten sie mir, diese Insekten kommen vom Regen und werden von alleine verschwinden, wenn es kälter wird :D  Ich habe sie dann gebeten einen Nissenkamm zu kaufen, der glücklicherweise erhältlich war und habe erstmal eine Flasche Essig auf Namu´s Kopf verteilt. Nachdem sie in 15 Minuten schon mehr als 20 Läuse raus gekämmt hatte, dachte ich schlimmer kann es ja nicht mehr werden. Aber ich hatte mich getäuscht. Am nächsten Morgen bekam sie dann auch noch eine Magen-Darm Grippe (wer mich gut kennt weiß ja wie panisch ich bei kotzenden Leuten werde). Als ich dann ein paar Tage später auch Läuse auf meinem Kopf gefunden habe, hatte ich echt meinen Tiefpunkt erreicht. Ich wollte einfach nur nach Hause und habe mich zwischenzeitlich wirklich gefragt, warum ich das hier alles tue. Aber nach jedem Tief kann ja nur ein Hoch folgen. Nachdem ich wieder Läusefrei war, wurde meine Bindung zu der Familie noch stärker. Ich habe gelernt, mich von solchen Sachen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und wie sehr die Menschen in den Dörfern für einander sorgen. Als Namu krank war, kamen alle 10 Lehrer der SASA Academy zu uns nach Hause, um nach ihr zu sehen und der Familie zu helfen, wo sie können. So einen Zusammenhalt habe ich selten gesehen.

Generell sind die Leute hier sehr hilfsbereit und liebevoll. Oft sind es grade die Menschen, die nichts haben die am meisten geben. Viele Male habe ich Familien besucht, die so gut wie nichts haben und gerade diese Menschen haben mir einen großen Beutel voll mit Gemüse mitgegeben: Kürbis, Gurken, Bohnen, Mais, alles was ihre kleine Anbaufläche zu bieten hatte. Mittlerweile fühle ich mich auch wirklich gebraucht und habe das Gefühl, ich kann das Leben einiger Menschen verändern. Es ist unvorstellbar, wie einige Familien hier wohnen.  Zwei Zimmer werden mit 11 Leuten geteilt, Toilette oder Badezimmer gibt es nicht und selbst ein Wasseranschluss ist nicht selbstverständlich. Für Kinder, die mit ihren Familien unter solchen Verhältnissen leben, suche ich nun Sponsoren, damit diese eine Chance auf ein besseres Leben bekommen. Ich denke Bilder sagen mehr als 1000 Worte, daher hier mal ein paar neue Eindrücke. Nachdem ich diese Häuser besucht hatte, brauchte ich auch erstmal ein bisschen Zeit, um das Gesehene zu verarbeiten. Abschließend muss ich sagen, dass ich wirklich glücklich bin hier her gekommen zu sein. Ich schätze unser Leben nach 2 Monaten hier schon so viel mehr und bin so dankbar für alles, was wir haben. Diese Erlebnisse und Erfahrungen haben meine Sichtweise auf unser Leben auf positive Weise geprägt und verändert.






12 September 2015

Akhori :)

Am 31. August  begann unsere Reise in den Himalaja und Mr. David, sein Cousin, 2 Lehrer und ich saßen in Mr. Davids Jeep und machten uns auf den Weg. Ich war wirklich froh bei meiner ersten Reise in die Berge nicht alleine zu sein und sehr dankbar, dass Mr. David für weitere 3 Tage in Akhori geblieben ist. Für die ca. 140km haben wir 9 Stunden gebraucht, da die Straßen eher wie Feldwege sind, sehr schmal sind und viele Unebenheiten haben. Das hat mich jedoch wenig gestört, da ich selten so eine schöne Landschaft gesehen habe! Einfach wundervoll J Endlich angekommen wurden wir dann auch schon erwartet und freundlich mit Blumensträußen von den Lehrkräften der SASA Academy empfangen. Es folgte eine Führung durch die Schule und ein leckeres Abendessen. Ich bin immer noch überwältigt von der Tatsache, dass Mr. David all das alleine aufgebaut hat. Die Schule mit ca. 300 Kindern, das Sponsorship Programm und die Projekte in Vikasnagar.
Der Anfang hier in Akhori war wieder relativ hart für mich, da ich mich grade so gut an die David Familie gewöhnt hatte und alle anfing lieb zu haben :D Jetzt war hier nun wieder alles neu aber alle sind super nett!! Am nächsten Tag wurden der neue Englischlehrer Nitin und ich den Schülern vorgestellt. Dies war ein besonderer Tag, da zwei der Lehrer ihren Abschied feierten und die Schule verließen. Dabei wurde deutlich, dass die Schule für das Personal ein Stück Familie ist, da viele der Lehrer bei den Abschiedsreden weinten. Abends bin ich dann mit Punita Mam (einer Lehrerin der SASA Academy) und ihrer 15 jährigen Tochter Namu, bei denen ich während meiner Zeit hier lebe, in die umliegenden Dörfer gegangen. Dort hatte ich die Möglichkeit zu sehen, wie die meisten Leute hier leben.  Viele Familien teilen sich einen Raum, in dem alle schlafen und haben die Küche entweder mit in diesem Raum, oder separat dazu. Mir gefällt dieser Familienzusammenhalt sehr, obwohl ich mir persönlich nicht vorstellen kann, mit meiner ganzen Familie ein Zimmer zu teilen. Wir haben dann eine von Namus Freundinnen besucht, die zusammen mit ihrer Mutter lebt. Sie ist 17 Jahre alt, aber hat die Schule nach der 5. Klasse abgebrochen, da ihr Vater zu dieser Zeit verstarb, was finanzielle Schwierigkeiten verursachte.  Ich hatte überlegt für sie ein Profil zu erstellen um einen Sponsor zu finden aber ganz so leicht ist das dann doch nicht. Mr. David erklärte mir, dass die Eltern hier auf den Dörfern versuchen ihre Töchter so früh wie möglich zu verheiraten. Das Mädchen müsste die 6. Klasse besuchen, würde dann vllt 2-3 Jahre die Schule besuchen und dann verheiratet werden. Dadurch müsste sie die Schule abbrechen ohne einen Abschluss zu haben und die Schulgelder wären umsonst investiert worden. Das alles zu verstehen und zu beachten ist gar nicht so leicht, da die Mentalität der Leute hier ganz anders ist. Diese muss ich erst zu verstehen lernen, bevor ich hier etwas bewegen kann.
Nun zu meinen Aufgaben in der SASA Academy:
Mein Tag startet um viertel vor 8 wenn Punita Mam und ich uns auf dem Weg zur Schule machen. Alle Lehrer treffen sich im Büro, um mit einem Lied und einem Gebet in den Tag zu starten. Dann versammeln sich alle Schüler auf dem Schulhof um diszipliniert die Nationalhymne zu singen und zu beten. Gegen 8 sitzen dann alle Schüler in ihren Klassen bereit, um den Unterricht zu starten. Ich helfe in der Klasse von Mrs. Shylet, die den Upper Kindergarten leitet. Die Kinder sind zwischen 5 und 6 und haben lediglich 4 Fächer: Hindi, Englisch, Mathe und Naturwissenschaften. Die Kinder lernen jeden Tag ein neues englisches Wort, dass sie dann mehrmals in ihr Heft schreiben. Außerdem werden sowohl die Zahlen von eins bis 100 auf Englisch buchstabiert als auch einige englische Tier, Blumen und Fruchtnamen. Diese Klasse endet um 12:15 und ich habe dann eine Pause, denn um 16:00 beginnt mein eigener Englischkurs. Ich unterrichte 10 Kinder der achten Klasse, deren Englisch sich auf die Basics wie „My name is“ oder „How are you“ beschränkt. Meine Aufgabe ist es, diesen Kindern flüssiges, korrektes Englisch beizubringen. Das Gute ist, dass Mr. Nitin auch dabei ist und im Zweifelsfall alles nochmal in Hindi erklären kann. Diesen Kurs halte ich 4 Tage die Woche, die anderen 2 Tage besuche ich Familien und deren Kinder um die Sponsorship Profile zu erstellen. 
Am 5. September war dann Teacher´s Day. Dieser Tag wird den Lehrern gewidmet, die dann von den Schülern Stifte und Bonbons geschenkt bekommen. Es werden Reden gehalten und ein paar Schüler singen Lieder.  Alle Lehrerinnen tragen Sari in der Schule, weshalb sie mich gefragt haben, ob ich anlässlich des Feiertages auch gerne einen tragen möchte. Mir wurde dann ein sehr schöner Sari von einer jungen Lehrerin ausgeliehen. Generell sind hier alle super nett und für mich da, was es mir leichter gemacht hat mich hier wohl zu fühlen. Generell kann ich sagen mich nach knapp 2 Wochen richtig gut eingelebt zu haben. Ich fühle mich als ein Teil der SASA Familie :)

Hier ein paar Eindrücke:

















30 August 2015

Die letzten Tage war ich hauptsächlich damit beschäftigt Hindi zu lernen! Am Mittwoch ergab es sich, dass ich auf die drei Kinder der David-Familie aufgepasst habe, da die Eltern bei einem Meeting waren. Ich habe sie abends zurecht gemacht und ihnen am morgen Frühstück gemacht, sie gebadet und ihnen ihre Schuluniformen angezogen! Ganz schön anstrengend für 3 Kinder zu sorgen :D trotzdem hat es Spaß gemacht. 
Gestern habe ich dann ein anderes Projekt in Vikasnagar kennen gelernt. Es startete vor 5 Jahren, als SASA ca. 20 schwangere Frauen in das Programm aufnahm. Die Frauen kamen aus armen Familien und hatten keine Möglichkeit medizinische Versorgungen zu bekommen (Hier sind die meisten Leute ja nicht versichert, da dies so teuer ist) oder ausreichend Nahrung zu sich zu nehmen. Durch die Serve and Share Association wurde dies jedoch möglich und so wurden 20 gesunde Kinder ohne Behinderung geboren. Diese wurden weiterhin gefördert, wodurch ich gestern die Gelegenheit hatte die 4-5 jährigen kennen zu lernen.Während des Programms hat jedes Kind einen tollen Ranzen bekommen. Für die Mütter gab es Tee und ein paar Snacks. Diesen Kindern wird es bald ermöglicht, die Schule zu besuchen, was mich sehr freut. Zum Abschied hat mir das SASA Personal aus Vikasnagar einen Gemüsekorb geschenkt. Danach sind wir noch in das Büro (ein Haus mit einem riesigen Grundstück mit 2 Kühen :D), wo wir dann frisch gemolkene Milch trinken konnten! Das war echt wundervoll :)
Gestern am 29. August war ein weiterer Feiertag: An diesem binden die Schwestern ihren Brüdern Rakhi um, das sind schön geschmückte Armbänder. Die Brüder geben den Schwestern ein wenig Geld, um sich etwas schönes zu kaufen. Ich kann nun stolz sagen, einen indischen Bruder zu haben, nämlich Mrs. Davids Cousin Mannu (26), dem ich auch ein Armband umgebunden habe. Danach sind wir über die Dehradun Trade Fair gelaufen und ich habe 2 Saris gekauft :) Die Bilder davon zeige ich aber erst, wenn ich diese auch trage. Morgen geht es auf in den Himalaja in die langfristige Projektarbeit, also werde ich mich wohl eine Weile lang nicht melden. Bis hoffentlich bald!








24 August 2015

Diesen Sonntag sind Mr. und Mrs. David mit mir nach Vikasnagar gefahren, was ca. 35km von Dehradun entfernt ist. Dort haben wir meinen Mentor Mr. Abhinav getroffen, der dort einen Ashram und eine Bibliothek für Kinder zu Ehren seiner Großeltern errichtet hat. Die Bibliothek bietet den Kindern verschiedener Altersgruppen einen Ort, an dem sie nach der Schule alle zusammen kommen können. Sie machen Hausaufgaben, Workshops über Naturwissenschaften, Sprachen, Geographie und vieles mehr. Die Kinder bekommen durch die Einrichtung Zugang zu Literatur in Hindi und Englisch, was in den ländlicheren Regionen nicht selbstverständlich ist.
Der Ashram nebenan ist ein Ort der Stille und des Friedens. Das kleine Haus ist umgeben von einer wunderschönen Landschaft und einem atemberaubenden Garten, wo diverse Gemüse- und Fruchtsorten angepflanzt werden. Dies ist definitiv einer der schönsten Orte, die ich jemals gesehen habe.








22 August 2015

Wenn man in Dehradun unterwegs ist, sieht man ca. alle 100 Meter bettelnde Menschen. Sie laufen zwischen den Autos auf den Straßen umher und klopfen an die Scheiben, wenn man an einer Ampel steht. An unserem Auto bleiben einige Menschen länger stehen, immerhin bin ich weiß und muss demnach reich genug sein, um ein paar Rupien zu entbehren. An sich wäre das auch kein Problem, aber die Leute sind schlau und haben ihre Tricks, um an Geld zu kommen. Viele von den Frauen haben Babys dabei, und machen Gesten, ihm etwas zu essen geben zu wollen. Das müssen jedoch nicht immer ihre eigenen Kinder sein. In der Zeitung wurde vor einiger Zeit von einem dazu passenden Vorfall berichtet: Eine recht wohlhabende Frau hatte ein Kindermädchen, das auf ihr Kind aufpassen sollte solange sie auf der Arbeit war. Das Kindermädchen kam aus einer ärmeren Familie und obwohl sie Geld für ihre Arbeit bekam, wollte sie sich noch etwas dazu verdienen. Also hat sie das Kind tagsüber an Menschen verliehen, die betteln gingen. Das Kind war um 4 wieder zu Hause, als die Mutter kam, weshalb sie nichts merkte, sie wunderte sich nur, warum das Kind immer nur weinte. Das Kindermädchen hat für das Verleihen pro Tag 200 Rupien von den Bettlern bekommen, die demnach ja noch mehr Geld pro Tag einholten. Daher muss man vorsichtig sein, wem man gibt und nicht sofort alles glauben. 
Das Gute ist, dass ich in den Bergen lange genug sein werde, um herauszufinden welches Kind wirklich Fördermittel benötigt und sich mit diesen auch wirklich weiterentwickelt (Viele Kinder, die die Schule von SASA besucht haben,  sind später aufs College gegangen, einige wurden sogar Ingeneure). 
Nach 10 Tagen habe ich schon ziemlich viel gelernt und die Vorteile, als auch die Tücken des Gebens ein wenig kennengelernt.